karl bühler digital

Home > Book Series > Edited Book > Contribution

Publication details

Publisher: Metzler

Place: Stuttgart

Year: 1995

Pages: 188-208

Series: Germanistische Symposien Berichtsbände

ISBN (Hardback): 9783476013040

Full citation:

Karl H. Bohrer, "Das Romantisch-Phantastische als dezentriertes Bewußtsein", in: Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler, 1995

Das Romantisch-Phantastische als dezentriertes Bewußtsein

Karl H. Bohrer

pp. 188-208

in: Hendrik Birus (ed), Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler, 1995

Abstract

Bekanntlich ist die Romantik in den letzten Jahren zunehmend als Paradigma des modernen Bewußtseins diskutiert worden.1 Dabei stand die Frühromantik als Problemkonstellation und Stoffangebot um so mehr im Vordergrund2, als man dabei an deren zentrale Kategorie der »Ironie« anknüpfen konnte, die seit Hegels und Kierkegaards Kritik3 dem ideengeschichtlich-subjektanalytischen Interesse der Literaturwissenschaft als Hermeneutik und Literaturhistorie entgegenkam. Daß der ›Ironie‹-Begriff Friedrich Schlegels gar nicht vornehmlich eine philosophische Kategorie war, synonym mit dem Begriff der ›Reflexivität‹, sondern ein poetologischer Begriff und eine rhetorische Praxis, vornehmlich dargetan in Schlegels Analyse von Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre4, dies ist auch nicht von Walter Benjamin und der Forschung nach ihm gesehen worden5, da sie eben an der Romantik mehr als Diskurs denn als ästhetischem Phänomen interessiert blieb. Die Arbeiten zur Geschichtsphilosophie und philosophischen Ästhetik der Frühromantik überwogen bis zum Erscheinen von Paul de Mans Aufsatz The Rhetoric of Temporality6, in dem dieser Schlegels Ironieverständnis gegen die geschichtsphilosophische Versöhnung bei Szondi zurechtrückte, bei weitem die eigentlich poetologischen Arbeiten. Es ist für diese Unausgewogenheit symptomatisch, daß Schlegels Ironiebegriff eigentlich nur seine eigenen Fragmente und intuitistische Prosa (Über die Unverständlichkeit) entsprechen, während die wichtigsten früh- und spätromantischen Texte — Tiecks frühe Erzählungen, Novalis' Hymnen an die Nacht und Heinrich von Ofterdingen, die Erzählungen Kleists, Achim von Arnims und Brentanos sowie E. T. A. Hoffmanns Erzählungen und Romane — keineswegs im Zeichen des Ironiebegriffs stehen, sondern unter der Kategorie des ›Phantastischen‹.

Cited authors

Publication details

Publisher: Metzler

Place: Stuttgart

Year: 1995

Pages: 188-208

Series: Germanistische Symposien Berichtsbände

ISBN (Hardback): 9783476013040

Full citation:

Karl H. Bohrer, "Das Romantisch-Phantastische als dezentriertes Bewußtsein", in: Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler, 1995