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Unbewusste Schemata
Der Habitus in der Psychologie
pp. 347-359
in: Alexander Lenger, Christian Schneickert, Florian Schumacher (eds), Pierre Bourdieus Konzeption des Habitus, Berlin, Springer, 2013Abstract
Wer danach fragt, wie Pierre Bourdieus Habitustheorie in der Psychologie rezipiert wird, gelangt zunächst zu einem ernüchternden Befund. Zumindest im Hauptstrom des Fachs wurde Bourdieus "genetischer Strukturalismus' nur wenig zur Kenntnis genommen. Auf den ersten Blick mag diese Rezeptionslücke seltsam anmuten, hat sich Bourdieu doch mit Forschungsgegenständen beschäftigt – Geschmacksurteilen, Wahrnehmung, Handlungsstilen, Partnerwahlen usw. –, für die sich eigentlich auch die Psychologie interessieren sollte. Tatsächlich liegt aber der Grund für das geringe Interesse weniger an der Theorie Bourdieus als vielmehr im vorherrschenden Selbstverständnis des Fachs, das als empiristisch, nomothetisch sowie als auf das Verhalten und Erleben von Individuen und Kleingruppen ausgerichtet umschrieben werden kann. Dies gilt nicht zuletzt für die Subdisziplin der Sozialpsychologie, von der man eine entsprechende Rezeption am ehesten erwartet hätte, die sich aber gerade in Abgrenzung zur Soziologie entwickelt hat.