

Radio Theory
pp. 316-320
in: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Mller Doohm (eds), Adorno-Handbuch, Berlin, Springer, 2019Abstrakt
Adorno als Radiotheoretiker zu sehen, versteht sich nicht von selbst. Nicht nur ist massive Kritik an ihm geübt worden (Kittler 1995; Hagen 1996), sondern der ganze Ansatz der Medientheorie seit den 1980er-Jahren, mit ihrer entschiedenen Abkehr von »massenmedialen« Perspektiven, zwingt heute dazu, Adorno mit anderen Augen zu lesen. So ermöglichen es die 2006 aus dem Nachlass veröffentlichten Radioarbeiten des amerikanischen Exils, die sonst dichten Fronten zwischen Adorno und der vom Poststrukturalismus inspirierten Medientheorie durchlässig zu machen. Jene Texte Adornos sind mehr als bloße membradisiecta oder Beweisstücke eines endgültigen »Scheiterns« (Hagen) der Mediendialektik : Sie legen Zeugnis davon ab, dass er seinerzeit in seinem Urteil über das neue Medium noch durchaus schwankte. Und dieses eigentümliche Schwanken erweist sich heute als produktiver denn die apodiktischen Urteile der DialektikderAufklärung .