

Afrika
pp. 17-26
in: Friedrich Jaeger, Wolfgang Knöbl, Ute Schneider (eds), Handbuch Moderneforschung, Stuttgart, Metzler, 2015Abstract
In einem leider unveröffentlicht gebliebenen Beitrag hat der verstorbene Berliner Afrikahistoriker Albert Wirz (1944–2003) mit einer gewissen Ironie den Vorschlag gemacht, Moderne bzw. Modernität als ein »diskursiv hergestelltes Konstrukt unter anderen« zu interpretieren, »wie ein Geist oder sonstige Imagination. Und so wie Geister Geister sind, ist modern dann all das, was Menschen in der Kommunikation miteinander als modern bezeichnen. Wenn zairische Biertrinker in ihrem Bierkonsum ein Zeichen der Moderne sehen: Bitte schön, das ist ihre Wahrheit. Wer wollte mit ihnen rechten? Die Hauptaufgabe der Forschung besteht dann darin, den Begriff zu übersetzen, ihn zu kontextualisieren und nach seinem Bedeutungsgehalt und Stellenwert im Rahmen der jeweiligen Zeit und Gesellschaft zu suchen. Wenn sich Gemeinsamkeiten zwischen solch emischen Sichtweisen und dem typologischen Moderne-Konzept ergeben: gut so; wenn nicht, dann ist es auch nicht weiter tragisch.