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Wittgenstein und die Sprachphilosophie
pp. 60-63
in: Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein (eds), Bourdieu-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 2014Abstract
In den zahlreichen Interviews und Texten, in denen Bourdieu die philosophischen Implikationen seiner Theorie diskutiert, verortet er sein Werk immer wieder vor allem im Verhältnis zu den drei beherrschenden zeitgenössischen Denkrichtungen Marxismus, Strukturalismus und Phänomenologie. Diese Dominanz reflektiert die Machtverhältnisse innerhalb der französischen Philosophie, in der die angelsächsische und amerikanische Sprachphilosophie bis weit in die 1980er Jahre hinein wenig Einfluss hatte. Um so bedeutender ist, dass Bourdieu die englischen Philosophen der normalen Sprache — Ryle, Austin und vor allem Wittgenstein — rückblickend als seine »unersetzlichen Verbündeten« (2001f, 44) bezeichnet. Verbündete sind sie, da sie zeigen, so Bourdieus Erklärung, »daß die Irrtümer der Philosophie […] oft in der scholé und der scholastischen Einstellung wurzeln« (ebd.).