

Gedächtnis
pp. 20-24
in: Daniel Morat, Hansjakob Ziemer (eds), Handbuch Sound, Stuttgart, Metzler, 2018Abstract
Wer einen Anruf tätigt, entnimmt die Telefonnummer gelegentlich einem Adressbuch, murmelt die Nummer dann laut oder in Gedanken vor sich hin, um sie nach dem Wählen wieder zu vergessen. Diese Technik des kurzzeitigen Merkens akustischer Inhalte bezeichnet die Gedächtnisforschung als ›Echogedächtnis‹. Geprägt wurde der Begriff in den 1960er Jahren durch den US-amerikanischen Psychologen Ulric Neisser (1967). Neisser betonte dabei die funktionelle Differenz zwischen der langsameren, aber auch persistenteren auditiven Informationsverarbeitung des ›echoischen Gedächtnisses‹ und der Ad-hoc-Verarbeitung visueller Informationen durch das ›ikonische Gedächtnis‹. 1981 widmete sich Neisser mit dem ›repisodischen Gedächtnis‹ erneut einer Form akustischen Erinnerns. Anlass dazu gab John Dean , ein früherer Berater des US-Präsidenten Richard Nixon und einer der Hauptakteure in der Watergate-Affäre. Dean sagte 1972 als Kronzeuge vor Gericht über vertrauliche Gespräche mit Nixon aus –...