

Theorien generischer Gruppen und Schreibweisen
pp. 311-341
in: Handbuch Gattungstheorie, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Der Begriff ›Epik‹ scheint zumindest in seinem semantischen Kern unproblematisch und, wie ein verbreitetes Fachlexikon vermerkt, grundsätzlich »die mittlere der drei natürlichen Gattungen dichterischer Gestaltungsmöglichkeiten überhaupt« zu bezeichnen (Wilpert 2001, 220). Tatsächlich ist die hier vorausgesetzte Existenz von »drei natürlichen Gattungen« jedoch nicht »natürlich«, sondern entspricht vielmehr einer historisch gewachsenen Vorstellung. Sowohl die konstitutiven Merkmale als auch die Extension eines Phänomens mit Namen ›Epik‹ hat man aus dichtungs- und gattungstheoretischer Sicht denn auch sehr unterschiedlich konzipiert, und konsequenterweise wurden der Begriff ›Epik‹ und seine Verwandten ›Epos‹ und ›episch‹ über die Jahrhunderte hinweg in zum Teil erheblich differierenden Bedeutungen verwendet.