

Komparatistik als Metatheorie
pp. 532-549
in: Lutz Danneberg, Friedrich Vollhardt (eds), Wie international ist die Literaturwissenschaft?, Stuttgart, Metzler, 1996Abstract
In den Geistes- und Sozialwissenschaften herrscht auch heute noch die naive Annahme, daß sich Wissenschaftler und Wissenschaftlergruppen, die verschiedenen Kulturen angehören, letztlich mit Hilfe einer lingua franca problemlos verständigen können. Eine ›internationale Sprache‹ wie das Englische und eine allen gemeinsame ›wissenschaftliche Gesinnung‹ werden von vielen, vor allem von Vertretern des Kritischen Rationalismus, für ausreichende Rahmenbedingungen eines reibungslos funktionierenden internationalen Meinungsaustauschs gehalten. Karl R. Popper bekämpft leidenschaftlich alle Theorien, die auf dem Gedanken gründen, daß wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Diskurse in bestimmten Frameworks — Kulturen, Ideologien oder Paradigmen — entstehen und sowohl strukturell als auch funktional mit diesen Kontexten oder Frameworks verwachsen sind. Für ihn ist Verständigung ausschließlich ein Problem der Rationalität, der Logik und des guten Willens.1