

Sprachkrise
pp. 159-177
in: Hans Feger (ed), Handbuch Literatur und Philosophie, Stuttgart, Metzler, 2012Abstract
Von Ernst Machs positivistischer Antimetaphysik läuft eine Verbindungslinie zur sog. Sprach- und Erkenntniskrise der Moderne, die sich für die Forschung vor allem in Friedrich Nietzsches Über Wahrheit und Lüge (1873/94 ff.), Fritz Mauthners Beiträgen zu einer Kritik der Sprache (1901–02), Hugo von Hofmannsthals Ein Brief (1902) und Hans Vaihingers Philosophie des Als Ob (1876–78/1910) verdichtet. Ideengeschichtlich lässt sich der sprachkritische Diskurs zurückverfolgen bis zu Wilhelm von Humboldts und Georg Christoph Lichtenbergs Annahmen einer Bewusstseins- und Wirklichkeits-strukturierung durch Sprache, wobei deren erkenntnisbildende und mimetische Funktion im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert noch nicht bezweifelt wird. Um 1900 hingegen mehren sich metaphysik- und teleologiekritische Überlegungen zur Erkennbarkeit und Existenz von Welt, da Sprache als dasjenige Organon erkannt wird, das jeglicher Kultur, Gesellschaft, Weltsicht vorgängig ist, das schließlich eine durch und durch kontingente Wirklichkeit erst konstitutiert.