La justification pragmatique des conventions

Jindřich Černý

pp. 57-71

in: Christian Bonnet, Elisabeth Nemeth (eds), Wissenschaft und Praxis, Berlin, Springer, 2016

Abstrakt

Konventionalisten werden bisweilen des Irrationalismus bezichtigt. Der Konventionalismus ist eine Form des Irrationalismus, sagen Kritiker, da er behauptet, dass es Elemente in der Wissenschaft gibt, die von nichts als von unserer Willkür abhängen. Allerdings fassen Konventionalisten „konventionell“ und „beliebig“ für gewöhnlich nicht als Synonyme auf. Bei Poincaré wird „konventionell“ eher im Sinne von „frei“ verstanden. Alle Strömungen des Konventionalismus teilen die These der empirischen Unterbestimmtheit: alle Erkenntnis ist empirischen Ursprungs, es gibt aber Teile unserer Theorien, die nicht empirisch begründet werden können. Dennoch kann der Konventionalismus nicht als einheitliches Ganzes betrachtet werden. Es gibt wichtige Unterschiede zwischen den Strömungen, die auch die Art betreffen, wie die empirisch unterbestimmten Teile begründet sind. Folgt man dem logischen Positivismus, können diese lediglich pragmatisch im Hinblick auf ihren Nutzen begründet werden; sie können nicht epistemisch begründet werden. Andererseits räumt Poincarés Konventionalismus sehr wohl eine solche Möglichkeit ein, welche hier anhand eines in Wissenschaft und Hypothese erwähnten Verfahrens diskutiert werden soll, das aus der Erhebung der Hypothese zum Prinzip besteht. Das Verfahren deckt die komplexen Beziehungen zwischen unseren Theorien und der Erfahrung auf. Die Erfahrung motiviert Teile der Theorien, die unabhängig von ihr sind und dennoch voller Erfahrung. Die Theorien sind, auch wenn sie als Regelwerke betrachtet werden, nicht von der Erfahrung abgetrennt, also ist die Kritik zumindest im Falle von Poincarés Konventionalismus unbegründet.