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Publication details

Publisher: Springer

Place: Berlin

Year: 1987

Pages: 151-167

ISBN (Hardback): 9783540171201

Full citation:

Gerhard Strube, Friedel Weinert, "Autobiographisches Gedächtnis", in: Biographie und Psychologie, Berlin, Springer, 1987

Autobiographisches Gedächtnis

Mentale Repräsentation der individuellen Biographie

Gerhard Strube

Friedel Weinert

pp. 151-167

in: Gerd Jüttemann, Hans Thomae (eds), Biographie und Psychologie, Berlin, Springer, 1987

Abstract

Im Rahmen biographischer Methoden stellen autobiographische Berichte, retrospektiv gerichtete Interviews und psychologische Anamnesen wichtige Datenquellen dar. Der wissenschaftliche Wert solcher Informationen wird allerdings sehr unterschiedlich eingeschätzt. So unterstellen manche von vornherein, daß Erinnerungen an persönlich bedeutsame Ereignisse und Erlebnisse in der Regel unzugänglich oder verfälscht sind; dies ganz in Übereinstimmung mit dem berühmten 68. Spruch aus Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse":,,,Das habe ich getan", sagt mein Gedächtnis. ,Das kann ich nicht getan haben" — sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich — gibt das Gedächtnis nach" (Nietzsche o. J., S. 625). Diese Form des Verdrängens als eine spezielle Variante des Vergessens gilt in der Psychoanalyse als zentraler Mechanismus unbewußter psychischer Vorgänge (Freud 1915). Zwar weniger radikal, doch nicht minder eindringlich betont auch G. W. Allport, ein besonders engagierter Verfechter der Fallstudienmethode in der Psychologie, daß "Biographien, besonders Autobiographien... oft nichts anderes als ein charakterologischer Palimpsest" sind (1949, S. 399), — also eine immer wieder übermalte (Gedächtnis-)Inschrift, deren ursprüngliche Information überhaupt nicht oder kaum mehr zu entschlüsseln ist. Schließlich weist Thomae auf "die Bedingungen der Selbstauffassung und Selbsterkenntnis hin, die jede Autobiographie nur zu leicht zum Mittel der Erhöhung, Bemitleidung, Rechtfertigung, Verteidigung oder Verklärung des eigenen Selbst werden lassen" (1985, S.24), fordert aber zugleich die vermehrte Verwendung biographischer Methoden als eines notwendigen Zugangsweges zur Erfassung menschlichen Handelns und Erlebens (vgl. Thomae 1968, S. 106 ff.).

Cited authors

Publication details

Publisher: Springer

Place: Berlin

Year: 1987

Pages: 151-167

ISBN (Hardback): 9783540171201

Full citation:

Gerhard Strube, Friedel Weinert, "Autobiographisches Gedächtnis", in: Biographie und Psychologie, Berlin, Springer, 1987