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Das 20. Jahrhundert
pp. 50-57
in: Martin Grajner, Guido Melchior (eds), Handbuch Erkenntnistheorie, Berlin, Springer, 2019Abstract
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war eine empiristische Grundhaltung in der noch jungen analytischen Philosophie weit verbreitet. Führende Vertreter des Empirismus jener Zeit waren Bertrand Russell , G. E. Moore und die Mitglieder des Wiener Kreises (u. a. Moritz Schlick , Rudolf Carnap und Otto Neurath ). Unter Empirismus ist die Auffassung zu verstehen, dass all unser Wissen aus der Wahrnehmung stammt (›empiristische Kernthese‹). Konsens bestand großenteils auch über die weiterreichenden Annahmen, dass Wahrnehmungswissen das Fundament für den Rest unseres Wissens bildet (auch ›These des empiristischen Fundamentalismus‹), und dass unsere Wahrnehmungsüberzeugungen jeweils einzeln anhand der Wahrnehmung überprüft werden können. (Neurath lehnt diese Ausnahmen ab).