

Realistische Metamorphosen
pp. 366-375
in: Carsten Rohde, Thorsten Valk, Mathias Mayer (eds), Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 2018Abstract
Während den Autoren des Vormärz Faust noch Identifikationsfigur und Leitbild ist, sodass praktisch jeder von ihnen in der einen oder anderen Form eine Auseinandersetzung mit dem Faust-Stoff vorzuweisen hat, geht die Ausprägung eines programmatischen Realismus mit deutlicher Kritik an Goethe einher, die sich auch auf den Faust und insbesondere den zweiten Teil und dessen komplexe Symbolik erstreckt. Den Höhepunkt bildet hier sicher die langjährige Beschäftigung Friedrich Theodor Vischers mit dem Faust, die man als ein regelrechtes Ringen mit dem Allegorismus des zweiten Teils bezeichnen könnte (Borchmeyer 1989, 178–180). Bereits ab 1834 geht Vischer in Artikeln und Vorlesungen sowie mit seiner in mehreren Etappen und Versionen entstandenen (Reck 2007, 3) berühmten Parodie Faust. Der Tragödie dritter Theil (1862, zweite umgearb. u. verm. Aufl. 1886) gegen diesen vor.