

Normativität und Medienpolitik
pp. 171-190
in: Matthias Karmasin, Matthias Rath, Barbara Thomas (eds), Normativität in der Kommunikationswissenschaft, Berlin, Springer, 2013Abstract
Der Autor dieser Zeilen steht zwischen der Kommunikations- und der Politikwissenschaft. Im Vergleich der jeweils fachtypischen Ansätze wird unverkennbar eine durchgängig normative Grundierung der Kommunikationswissenschaft deutlich, bei der oft ethische Postulate an den Beginn einer Analyse gestellt werden. In der Politikwissenschaft geht es eher um die Beobachtung realer Prozesse, die dann vom Ergebnis her auch einer ethischen Bewertung unterzogen werden können. Wenn man Max Webers bekannte Unterscheidung zugrundelegt – und er hat sie zum Thema Politik als Beruf entwickelt – dann tendiert die Kommunikationswissenschaft zu einer Gesinnungsethik, die Politikwissenschaft zu einer Verantwortungsethik (Weber 2003: 441). Wissenschaftliche Disziplinen entwickeln gewisse Fächerkulturen, und die unterscheiden sich trotz vieler Nachbarschaften: Die Politikwissenschaft ist, anders als die Kommunikationswissenschaft, deutlich stärker an Kategorien der realen Erfahrung und weniger an ethischen Prämissen orientiert.